kk-gruppe berlin

Berlin

Referent: Rolf Röhrig

Vortrag und Diskussion

Bürgerliche Ökonomie contra Marx: ein Leistungsvergleich.

Mit „Produktionsfaktorentheorie“ und „subjektiver Wertlehre“ gegen die Erklärung des Werts

Im Kapitalismus wird Arbeit verrichtet nicht für die Herstellung nützlicher Güter, sondern für die Vermehrung von Geld. Dessen Wachstum ist der Zweck allen Produzierens. Das war Marx nicht nur eine Analyse, sondern auch eine Kritik wert. Ein Reichtum, der sein Maß im Arbeitsaufwand hat, wächst nur im Grad der Mühen, die aufs Produzieren verwandt werden. Er besteht gerade nicht in der Leichtigkeit, mit der die arbeitende Menschheit sich die Notwendigkeiten und Genüsse des Lebens verschafft, sondern erfordert gerade das Gegenteil. Es ist die Gesellschaft die reichste, in der möglichst viele Leute möglichst lange arbeiten, an modernsten Maschinen natürlich. Nutznießer eines solchen abstrakten Reichtums können gar nicht die Arbeiter sein. Umgekehrt, sie dienen ihm mit ihrer ganzen Lebenskraft. Es ist nicht zu übersehen: Die Werte, die durch die Verausgabung von Arbeit geschaffen werden, gehören im Wesentlichen jenen, die nicht selber arbeiten, sondern andere arbeiten lassen. Das Kapital wächst, das seinen Eigentümern Gewinn, Zins oder Grundrente abwirft. Nur der Arbeiter selber wird ärmer und muss nach 150 Jahren kapitalistischem Wachstum um einen Mindestlohn betteln.
Marx Kritik hat die moderne bürgerliche Ökonomie nicht ruhen lassen. Nicht dieser oder jener Fehler, die politische Konsequenz seiner Theorie war unerträglich. Die Volkswirtschaftslehre versteht sich daher seit ihren Anfängen als Gegenprogramm in antikritischer Absicht. Gegen die „Arbeitswertlehre“ stellt sie ihre „Theorie der Produktionsfaktoren“: Ausbeutung wird zu einem Gemeinschaftswerk dreier Kräfte, die auf den Namen Boden, Kapital und Arbeit hören und sich das Produktionsergebnis angeblich nach Maßgabe ihres nützlichen Beitrags teilen. Gegen die „objektive Wertlehre“ entwirft sie eine „subjektive“: Der Preis der Ware, der jedes Bedürfnis vom nützlichen Gut trennt, wird darin zum Ausdruck subjektiver Wertschätzung prinzipiell knapper Güter, damit Wünsche und Gütermenge zu einem vernünftigen Ausgleich kommen. Und der Markt, den Marx in der Wirklichkeit als Konkurrenz der Betriebe um lohnende Preise angetroffen hat, gerät den Freunden der „invisible hand“ zu einem rundum gelungenen Kundendienst: Das Publikum ordert mit seinen Geldscheinen beim Einkauf Qualität und Menge des Angebots, das die Nachfrage bedient.
Zwei Theorien, aber nur eine Welt. Es lohnt sich, den Leistungsvergleich einmal ernsthaft durchzuführen, den die moderne Volkswirtschaftslehre gegen Marx ausgerufen hatte und für sich entschieden zu haben meint.